„Olympische und Paralympische Segelwettbewerbe vor Warnemünde sind auch 2024 und 2028 realisierbar.“, bestätigt nicht unerwartet die aktuelle Machbarkeitsstudie der Hansestadt Rostock, die von Oberbürgermeister Roland Methling gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung und Sport im Rathaus vorgestellt wurde.
„Wir konnten auf das Wissen und die Erfahrungen aus den Bewerbungen um Olympia 2000 und 2012 aufbauen. Im Mittelpunkt standen dabei die Stichworte Nachhaltigkeit, Verträglichkeit und Einordnung in die städtebaulichen Rahmenplanungen.“, so das Plädoyer der einberufenen Lenkungsgruppe unter Federführung von städtischen Gesellschaften sowie Sportverbänden und Rostocker Segelsportvereinen. Wir stellen Fakten zur Bewerbung zusammen.
Olympiahafen und Olympisches Dorf
Wie wie auch bei den früheren Bewerbungen sollen die Olympischen und Paralympischen Segelwettbewerbe 2024 oder 2028 auf fünf Bahnen westlich der Hafenzufahrt und drei Bahnen östlich der Hafenzufahrt von Warnemünde stattfinden. „Das ermöglicht kurze Wege und gute Bedingungen auch für Zuschauerinnen und Zuschauer von Land aus“, so Oberbürgermeister Methling. Die Flächen für die Segelboote und für technische Ausrüstungen können auf der nördlichen und östlichen Seite der Mittelmole ausgewiesen werden. Bebauungen im direkt angrenzenden Bereich würden als Olympisches Dorf fungieren, so die Planungen in der Studie. „Damit stehen wir im Einklang zu den derzeit laufenden Planungen für die Mittelmole. Allein der Zeitplan für eine Bebauung bzw. die dauerhafte Vermietung bzw. den Verkauf würde sich bei einer erfolgreichen Olympiabewerbung möglicherweise verzögern“, so der Oberbürgermeister.
„Ein Großteil der Kosten reiht sich in die geplanten Projekte zur Gestaltung der Mittelmole ein. Das betrifft insbesondere die Investitionen zu Gunsten des Segelsports. Darüber hinaus geht eine erste Kostenschätzung von insgesamt 32 Millionen Euro Mehrkosten aus, die durch olympische Wettbewerbe entstehen könnten.“, rechnet Methling vor. Die grobe Kostenabschätzung der Studie ist auf Basis des Baukostenindex 2014 durchgeführt worden. Dabei fallen 8,5 Millionen Euro auf die landseitigen und 23,5 Millionen Euro auf die seeseitigen Sportanlagen einschließlich der Umbaukosten vorhandener Gebäude und Anlagen. Die Rostocker Wohnungsgesellschaft Wiro geht zusätzlich von 300 neuen Wohnungen aus, die bis zu 120 Millionen Euro kosten würden. Alternative Standorte zur Mittelmole oder temporäre Lösungen, wie ein Olympisches Dorf auf einem Kreuzfahrtschiff, blieben bisher von den Untersuchungen unangetastet.
Nachhaltigkeit und Nachwehen
„Wir stehen zu Olympia – aber nicht um jeden Preis! Wir wollen uns als Bürger die geplanten WIRO-Bebauungen auf der Mittelmole auch nicht als Olympiadorf unterjubeln lassen. Gerade weil es ’nur‘ um 14 Tage Olympisches Segeln geht, steht für uns Nachhaltigkeit ganz oben. Das mit Olympia verdiente Geld ist flexibel, aber wir müssen mit den Hinterlassenschaften leben.“, bedenkt Heiko Schulze von der IG Fährhafen. Aktuelle Nachwehen der letzten Rostocker Olympiabewerbung 2012 – Yachthhafen Hohe Düne sowie das Olympische Dorf Tonnenhof – werden seit Januar 2014 wegen Subventionsbetrug vor dem Rostocker Landgericht verhandelt, Prozessende noch offen. Die Immobiliengesellschaft Odin AG investierte damals, inklusive Fördermitteln von Bund und Land, 120 Millionen Euro in den Yachthafen und die zehn Gebäude. Odin-Vorstandschef Per Harald Lokkevik sprach von einem „Rostocker Traum“, der nun wahr werde. Baubeginn des Komplexes auf der Ostseite des Neuen Stroms war bereits 2002.
Bei zukünftigen Olympischen Segelwettbewerben wird nach Kalkulation des Deutschen Segler-Verbandes von zehn Olympischen Klassen mit rund 380 Sportlern aus 70 Nationen, 400 Menschen als Begleitpersonal, 1.000 Organisatoren und Helfer und rund 30 Tagen Betrieb am Veranstaltungsort ausgegangen. Jollen und Bretter bräuchten rund 7.000 Quadratmeter an Land. Es müsste eine 150 Meter lange Slipanlage gebaut werden und man bräuchte 350 Stegplätze sowie einen Zuschauerbereich für 5.000 Personen. Hinzu kommen Arbeitsmöglichkeiten für die Wettfahrleitungen und die Offiziellen sowie für das Mannschaftsbegleitpersonal und Medienvertreter. „Durch die großen, alljährlich stattfindenden Segelsportereignisse sind wir gut auf Olympia vorbereiten“, so Oberbürgermeister Methling. Allein zur Warnemünder Woche waren in diesem Jahr rund 2.000 Segler aus 30 Nationen auf 870 Booten am Start.
Warnemünder Woche und Sportler
„Aus Sicht der Warnemünder Woche ist allein schon das Diskutieren über Olympia in unserer Heimat gut, denn jegliche Auseinandersetzung führte bisher zur Schärfung der Tatsache, dass Segeln hier bei uns mehr als eine schöne Freizeitbeschäftigung oder Randsportart ist. Dieser Diskurs ist Lobbyarbeit – und zwar ganz unabhängig vom Ausgang irgendwelcher Entscheidungen im Frühjahr 2015. Dass die Studie ergeben hat, dass wir ‚Olympia können‘ ist erfreulich, schließlich hieße das im Umkehrschluss, dass wir in den nächsten Jahrzehnten auch weiterhin Segelgroßveranstaltungen ‚können‘ und nicht bangen müssen, dass aufgrund von infrastrukturellen Veränderungen unser Herzstück – das Segeln – nur noch unter erschwerten Bedingungen von Land oder Wasser aus möglich ist.“, so Pressesprecherin Gesine Schuer.
Die Rostocker Segler sind „sehr zufrieden und glücklich über die zukünftigen Pläne für den Segelstandort Warnemünde“, freut sich stellvertretend Gunnar Kratz, Vorsitzender vom Rostocker Regatta-Verein. „Die Machbarkeitsstudie soll den Rahmen setzen für unsere weitere Bewerbung und für die Diskussionen dazu“, läutet Oberbürgermeister Roland Methling die nächste Runde ein. „Ich setze auf eine rege Beteiligung an diesem Prozess gerade von Seiten der Sportlerinnen und Sportler.“
Diskussion eröffnet
In diesem Sinne sei die Diskussion über eine Olympiabewerbung von Warnemünde für 2024 oder 2048 eröffnet. Was denken Sie zu einer möglichen Bewerbung von Warnemünde?
Die Olympiade wird Deutschland (Berlin oder Hamburg) Milliarden kosten. Der Rostocker Anteil wird momentan mit 32Mio. angegeben, obwohl bisher alle Olympiaden das angegebene Budget weit überschritten haben. Bei allen bisher genannten positiven Aspekten für Rostock – ein derartiger finanzieller Kraftakt wird Rostocks Finanzen stark strapazieren, es wird für andere, vielleicht ebenso wichtige Dinge Geld gekürzt und die bisher konsequente Entschuldung Rostock um Jahrzehnte zurückgeworfen. Und gerade in der Frage der Verschuldung unterscheidet sich Rostock von Hamburg, Berlin, Kiel und Lübeck im positiven Sinne! Eine solche Entscheidung darf deswegen nicht durch eine „ergebnisorientierte Befragung“ sondern nur durch einen nach klaren rechtlichen Normen stattfindenden Bürgerentscheid legitimiert werden. Ich bin mir sicher das die große Mehrheit der Rostocker die großen Potentiale einer Olympiade erkennt. Aber das ist und bleibt eine Entscheidung ALLER Rostocker. Wer das negiert benimmt sich wie ein König von Rostock.
Werter Herr Methling – Trauen sie den Rostocker BÜRGERn diese ENTSCHEIDung zu !!
Und es wäre auch ein Zeichen an die Welt: Rostock kann nicht nur Olympia sondern Rostock will auch – und zwar nicht russisch sondern mehrheitlich demokratisch.
mfg
M.Ehlers