Der Rostocker Fotograf Holger Martens stellt ausgewählte Werke unter dem Titel „Meeresgeschichten“ im Foyer des Strand-Hotel Hübner in Warnemünde aus. Zu sehen ist die Ausstellung bis Ende März 2014.
Bei Holger Martens, auch unter dem Künstlernamen „HelgeNug“ bekannt ist, liegt die Liebe zur Fotografie in den Genen. „Mein Großvater begann in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts damit, und wurde während des 2. Weltkrieges Reportagefotograf“, sagt er. Martens’ Großvater gab seine Leidenschaft an den Sohn weiter, der wiederum seine eigenen Kinder für die Fotografie begeisterte: „Sehr oft saßen wir in der Dunkelkammer meines Vaters und entwickelten Bilder oder experimentierten schon damals mit Fotomontagen. Ich war immer sehr stolz, wenn ich seine Bilder in den Tageszeitungen und Magazinen fand.“
Bei Holger Martens selbst dauerte es allerdings seine Zeit, bis sich das Fotografen-Gen durchsetzen konnte: „Ich habe mich lange mit Malerei und Bildhauerkunst beschäftigt. Dazu kam dann noch die Musik und das Schreiben. Ich konnte mich nie für etwas wirklich entscheiden“, sagt er. Bis zu jenem Tag im Jahr 2005, an dem er die digitale Fotografie für sich entdeckte: „Der eigentliche Grund, warum ich mich für die Fotografie entschieden habe, liegt in der Unendlichkeit der Motive. Zu wissen, dass diese niemals ausgehen werden, gibt mir die Sicherheit, bis ans Ende meiner Tage kreativ bleiben zu können.“
Die Motive liegen für Martens buchstäblich auf der Straße: „Mein Herz schlägt schon immer für die Street-Fotografie. Menschen zu beobachten, Situationskomik zu entdecken oder Gesehenes in einen völlig anderen Zusammenhang zu bringen, fasziniert mich.“ Wirklich festlegen auf ein Genre möchte sich Martens, der sich derzeit auch intensiv mit der Landschaftsfotografie beschäftigt, aber nicht: „In fast allem, was sich fotografieren lässt, finden sich für mich tolle Motive und manchmal auch neue oder andere Sichtweisen“, sagt er. Es könne schon sein, dass alles auf der Welt schon einmal fotografiert worden sei, findet Martens, „aber sicher nicht aus meiner Perspektive.“
Martens’ Herz schlägt aber nicht nur für die Straße, sondern auch für die See. Sie ist in jedem Land sein liebstes Landschaftsmotiv: „Das Meer hat für mich etwas Magisches. Ich bin hier groß geworden. Bereits als kleiner Junge war ich an der Ostseeküste unterwegs, um auf meinen Streifzügen den Strand und das Meer auf Zelluloid zu bannen. Mich beeindrucken die Farben, die Stille, sowie die unendlich vielen Facetten während der Jahreszeiten.“ Um die vielen Facetten seiner Motive festhalten und dem Zufall Raum geben zu können, hat Martens immer eine Kamera dabei: „Ich praktiziere dies schon seit ein paar Jahren, und es gibt tatsächlich Menschen in meinem Freundeskreis, die mich noch nie ohne meine Kamera gesehen haben.“
Selten ohne Kamera dürften ihn auch seine Kunden zu Gesicht bekommen. Martens, der 13 Jahre lang seinen Lebensunterhalt als Inhaber einer Werbeagentur und Herausgeber eines Warnemünder Magazins verdient hat, konzentriert sich nämlich seit rund zwei Jahren fast ausschließlich auf die Fotografie, wobei er sich auf die Entwicklung von Bildsprachen für Unternehmen spezialisiert hat: „Besonders gerne mache ich das für Hotels an der Ostseeküste und für Industrieunternehmen“, sagt er. Sein zweites Standbein ist die Kunstfotografie: „Viele Werke von mir hängen in Rostocker Galerien oder Hotels.“
Aktuell kann Martens von der Fotografie leben, ist aber skeptisch, ob dies so bleiben wird: „Ob man dies auch zukünftig machen kann, hängt entscheidend davon ab, wie sich die technischen Möglichkeiten für die breite Masse weiterentwickeln. Wenn Kameras noch mehr können, und das werden sie bald, könnte fotografische Bildkunst sehr inflationär werden.“
Ein Grund mehr für Martens, nicht stehen zu bleiben, sondern sich fotografisch immer weiterzuentwickeln. Derzeit beschäftigt ihn die Luftfotografie mithilfe eines Quadcopters: „Die Welt von oben fehlt mir noch komplett.“ In der Nachbearbeitung versucht Martens, mit der digitalen Bildbearbeitung sensibel umzugehen, kreiert aber auch gerne einmal neue Zusammenhänge durch einfache Veränderungen: „Für mich sind Photoshop und Co. die neuzeitliche Entsprechung der Pinsel großer Meister aus der Vergangenheit. Ich habe durch diese Programme nachträglich die Chance aus Fotografien Bilder zu machen.“ Digitale Manipulationen lehnt er nur ab, wenn sie zur Manipulation von Menschen missbraucht werden. „Ansonsten ist jede Bildmanipulation auch eine Frage der Interpretation und reine Ablehnung führt fast immer ins Dogma“, sagt er.
Für Dogmatiker hat Martens wenig übrig, Kritikern dagegen ist er dankbar: „Kritik tut im ersten Moment weh, bringt einen aber am Ende fast immer weiter, egal, ob sie berechtigt war oder nicht. Durch Kritik bekommt man noch einmal die Gelegenheit, sich mit seinem eigenen Werk auseinanderzusetzen und die Chance etwas zu verändern, oder eben auch nicht, wenn man feststellt, dass diese unangemessen war. Mich persönlich hat Kritik immer motiviert und daher nutze ich auch gleich einmal die Gelegenheit mich bei all meinen bisherigen Kritikern zu bedanken.“
Für die Zukunft hat Martens noch viel vor – und das nicht nur fotografisch. Seit einem Jahr betreibt er in Rostock ein Fotostudio, das sich zu einem dauerhaften Lieblingsprojekt entwickelt: „Inszenieren macht mir wahnsinnig viel Spaß“, sagt er. Eine Ausstellung ist ebenfalls in der Planung, die Ende August im Amt für Landwirtschaft und Umwelt in Rostock eröffnet wird. „Erfolge mit Ausstellungen sind mir sehr wichtig“, gibt Martens zu.
Und dann gibt es noch ein Projekt, das ihn bereits lange umtreibt: „ Ich wollte als Segler schon immer den Atlantik überqueren.“ Ein Schiff hat er dafür schon gefunden, in ein bis zwei Jahren soll es losgehen. Vorher muss Martens allerdings noch ein Problem lösen: „Ehrlich gesagt, war ich in meinem Leben noch nie länger als drei Wochen von meiner Heimatstadt entfernt.“ Er sei ein Mensch, der schnell Heimweh bekomme, sagt er: „Wie ich die Atlantiküberquerung heimwehtechnisch überstehe, weiß noch nicht, aber machen werde ich es.“
Quelle: seen.by von Thomas Hafen anlässlich „Fotograf des Monats“