Mit großen Schritten gehen die Seenotretter einem besonderen Jubiläum entgegen: In einem Jahr am 29. Mai 2015 wird die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) 150 Jahre alt. An ihrem 150. Geburtstag soll auf dem Bremer Marktplatz ein neues Seenotrettungsboot getauft werden. Eine Jubiläumswebsite sammelt schon jetzt persönliche Geschichten der Freunde und Förderer – und Spenden für einen Seenotkreuzer-Neubau. In Mecklenburg-Vorpommern begeht die DGzRS 2015 ein zweites Jubiläum. Und nicht zuletzt wird neben den neuen Schiffen in den kommenden Monaten ein Raumschiff eine ganz besondere Rolle spielen.
Der ehrenamtliche DGzRS-Vorsitzer Gerhard Harder und Bremens Innensenator Ulrich Mäurer stellten das Jubiläumsprogramm und eine besondere Internetseite am 28. Mai 2014 auf dem Bremer Marktplatz vor. An gleicher Stelle ist für den 150. Geburtstag der DGzRS die öffentliche Taufe eines neuen 10,1 Meter langen Seenotrettungsbootes vorgesehen. Das Boot entsteht derzeit auf einer Werft in Rostock.
Neben ihm soll auf dem Bremer Marktplatz in einem Jahr ein historisches Ruderrettungsboot auf Ablaufwagen mit Pferdevorspann zu sehen sein. „Der Gegensatz der beiden Boote steht für die enorme Entwicklung der Technik in den vergangenen 150 Jahren. Geblieben ist jedoch die freiwillige Bereitschaft unserer Besatzungen zum mutigen Einsatz bei jedem Wetter. Ohne dies wäre unsere Arbeit auch heute nicht vorstellbar“, sagte Gerhard Harder bei der Vorstellung des Programms.
Darüber hinaus wird es am 29. Mai 2015 einen Festakt für geladene Gäste in der Oberen Rathaushalle geben. Die Seenotretter hoffen, dazu und zur Taufe des neuen Seenotrettungsbootes auch ihren Schirmherrn, Bundespräsident Joachim Gauck, begrüßen zu können. Am Folgetag, 30. Mai 2015, soll in Bremerhaven eine weitere neue Rettungseinheit getauft werden: der erste Seenotkreuzer der neuen 28-Meter-Klasse. Für das moderne Spezialschiff, das auf einer Werft an der Unterweser entsteht, bittet die DGzRS mit einer Jubiläumswebsite um Spenden.
Jubiläumswebseite
Auf der Webseite www.150-jahre-seenotretter.de gibt es ein Werft-Tagebuch mit 3D-Grafiken, Bildern und Videos vom Bau des jüngsten Seenotkreuzers der DGzRS für die Station Amrum. „Wir rufen außerdem unsere Spender dazu auf, dort gute Wünsche für Schiff und Besatzung zu hinterlassen“, sagte Harder.
Viele Menschen verbinden mit den Seenotrettern eigene Erfahrungen, Erinnerungen, besondere Momente und Emotionen. Auf der Jubiläumswebsite ist Platz für ganz persönliche Geschichten der Freunde und Förderer der DGzRS. Einige prominente Wegbegleiter der Seenotretter sind dort bereits mit ihren Gedanken vertreten. Die Geschichtensammlung wird nach und nach wachsen.
Und schließlich wirft die Jubiläumswebsite neben einem „Blick nach achtern“ auf die bewegte und bewegende Geschichte der Seenotretter auch einen Blick „volle Kraft voraus“ auf das Programm der „Woche der Seenotretter“ vom 29. Mai bis 4. Juni 2015. Dann wird die Welt der Seenotretter nach Deutschland schauen: Denn erst zum zweiten Mal in ihrer Geschichte wird die DGzRS in Bremerhaven Gastgeber einer internationalen Konferenz der weltweiten Seenotretter-Familie sein. In der Unteren Rathaushalle in Bremen wird vom 13. Mai bis 21. Juni 2015, täglich 10 bis 18 Uhr, eine große Sonderausstellung der Seenotretter zu sehen sein. Der Eintritt ist frei.
25 Jahre wieder in Mecklenburg-Vorpommern
In Mecklenburg-Vorpommern begeht die DGzRS 2015 ein weiteres Jubiläum: 25 Jahre zuvor kehrte die Gesellschaft auf ihre angestammten Stationen zwischen Poel und Ueckermünde zurück. Der Zusammenschluss der Seenotretter aus Ost und West war zweifellos eine der gelungensten Aktionen der Wiedervereinigung.
Innerhalb weniger Jahre ist es damals gelungen, den dortigen Rettungsdienst an den gewohnt hohen technischen Standard der Deutschen Bucht und der Westlichen Ostsee anzugleichen. Heute sind einige der modernsten Rettungseinheiten der DGzRS in Mecklenburg-Vorpommern stationiert. Größter Gewinn waren seinerzeit die erfahrenen und revierkundigen Seenotretter aus dem Osten Deutschlands, die seither ihren Dienst Hand in Hand unter der Flagge mit dem roten Hansekreuz fortführen.
Vom Schiff zum Raumschiff
In den kommenden Monaten werden die Seenotretter nicht nur national und international verstärkt auf ihre Arbeit aufmerksam machen, sondern sogar im Weltall. Der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst hat auf seinem Weg zur Internationalen Raumstation ISS eine Flagge der DGzRS im „Reisegepäck“. Gersts Start mit einer Sojus-Rakete vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan zur ISS war nach deutscher Zeit für den 28. Mai 2014, gegen 22 Uhr, vorgesehen.
Raumfahrer und Seefahrer verbindet einiges: Ohne satellitengestützte Navigation und Kommunikation ist Schifffahrt heute kaum noch vorstellbar. Satelliten helfen Seenotrettern in aller Welt dabei, Havaristen zu finden und Schiffbrüchigen schneller zu helfen.
Statt wie gewohnt im Wind am Schiff soll die Flagge der Seenotretter deshalb ausnahmsweise in der Schwerelosigkeit des „Raumschiffs“ für die Arbeit der DGzRS werben. Versehen mit den Unterschriften der gesamten Crew der ISS wird sie ein halbes Jahr später gemeinsam mit Alexander Gerst auf den blauen Planeten zurückkehren.
Die DGzRS setzt von 54 Stationen in Nord- und Ostsee 60 Seenotkreuzer und Seenotrettungsboote ein. Die SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS (MRCC = Maritime Rescue Coordination Centre) koordiniert zentral alle Such- und Rettungsmaßnahmen. Trotz aller Technik: Im Mittelpunkt des Rettungswerkes steht nach wie vor der Mensch. Ohne die freiwillige Bereitschaft der Seenotretter zu ihren nicht selten gefahrvollen Einsätzen wäre die Arbeit der DGzRS nicht denkbar. Jahr für Jahr fahren die Einheiten der Rettungsflotte mehr als 2.000 Einsätze auf Nord- und Ostsee.