Unwiederbringliche Zeugnisse Warnemünder Geschichte befinden sich im Besitz des Heimatmuseums Warnemünde. Erst seit Kurzem gehören dazu auch drei Fahnen, die etwa um 1910 gefertigt und bei Umzügen und Sportveranstaltungen präsentiert worden sind. Nach vielen Jahrzehnten sind sie nun zurück nach Warnemünde gekehrt.
Dabei handelt es sich um die Fahnen des Warnemünder Sportvereins von 1911, des Männerturnvereins von 1887 und des Arbeiterturnvereins. „Wir haben sie von einem Neubrandenburger Sammler erwerben können, der sie wiederum von einem älteren Herrn kaufen konnte, in dessen Besitz sie seit sehr langer Zeit waren und der sie wie einen kostbaren Schatz gehütet hat. Vermutlich stammt er ursprünglich aus der Region Rostock bzw. Warnemünde“, vermutet Christoph Wegner.
Zu den drei Flaggen gehören jeweils entsprechende Fahnenstangen. Zwei der Fahnen schmücken zudem Fahnenschleifen, die vor mehr als 100 Jahren von Warnemünder Frauen in Handarbeit angefertigt worden sind. „Das war eine einmalige Gelegenheit, diese prächtigen Fahnen, die einen besonderen Bezug zu Warnemünde haben, zu erwerben. Sie sind zwar für ihr Alter noch recht gut erhalten, doch der Zahn der Zeit hat auch an ihnen genagt. Nicht nur die Motten haben sich gütlich getan, auch einige Flickschuster waren am Werk und haben mit Sicherheitsnadeln gewerkelt. Deshalb sind wir mit einer anerkannten Textilrestauratorin, die schon für uns gearbeitet hat, im Gespräch. Preiswert sind derartig aufwendige Konservierungsarbeiten allerdings nicht“, weiß der Museumsleiter.
Woher dafür aber das Geld nehmen? Zumal das Heimatmuseum – so wie andere Kultureinrichtungen auch – in Zeiten der Pandemie und geschlossener Türen nur einen Bruchteil seiner sonst üblichen Einnahmen hat. „Wir sind sehr dankbar dafür, dass uns Freunde des Heimatmuseums und Mitglieder des Museumsvereins teils regelmäßig, teils spontan mit kleinen und größeren Geldsummen unterstützen. Ich denke da an Siglinde Lindauer, die in ihrer Apotheke am Kirchenplatz seit Jahren Aktionen zugunsten des Heimatmuseums durchführt. Oder an unser Ehrenmitglied Frau Helga Burchard aus Berlin, die uns jährlich eine beachtliche Spende zukommen lässt. Oder an langjährige Mitglieder wie Jochen Glende, dem es schon seit Jahren ein persönliches Bedürfnis war „sein“ Heimatmuseum mit einer Geldspende zu unterstützen. Das summiert sich und hilft uns enorm“, freut sich Uwe Heimhardt über derartiges Engagement.
Auffallend, so der Vorsitzende des Museumsvereins Warnemünde, sei es, dass gerade in Corona-Zeiten ein unglaublicher Zusammenhalt spürbar ist. „Unsere wenigen Veranstaltungen mit deutlich reduzierter Teilnehmerzahl waren regelmäßig ausverkauft. Viele Besucher haben zudem das Eintrittsgeld aufgerundet, ein paar Münzen oder Scheine in unsere Spendenkiste gesteckt. Dafür bedanken wir uns herzlich“, sagt Uwe Heimhardt. Als ein Beispiel für gerade erfolgte Restaurierung nennt er vier Fotos, die Bildnisse von Seefahrern zeigen. Dazu gehört unter anderen eine gerahmte Ambrotypie, die nach einer amerikanischer Methode angefertigt wurde. Sie zeigt im Holzrahmen das Portraitfoto des Warnemünder Lotsen Johann Niemann. Er war der Vater der Stifterin des Bildes Frau Allwardt, geb. Niemann, die das vermutlich um 1890 entstandene Foto schon vor 1940 der Sammlung des Museums übergeben hat.
Die Ambrotypie (Melanotypie, Amphitypie oder kurz Ambro, von dem griechischen Wort ambrotos „unsterblich“) ist ein fotografisches Direktpositiv-Verfahren, das im nassen Kollodiumverfahren hergestellt wird und zwischen 1852 und 1890 verwendet wurde. Gedacht war es vor allem als preiswerter Ersatz für die Daguerreotypie. Heutzutage ist es sehr, sehr aufwändig, solch ein altes Foto zu restaurieren. Denn, so äußerte die Glas-Restauratorin Kerstin Bartels aus Heidesee bei Berlin, man kann von außen nicht erahnen, was sich unter dem Glas nach mehr als 100 Jahren verbirgt, welche Überraschungen die Restauratorin erwarten und wie sie in der Folge handeln muss.