Das Wetterjahr 2022 war in Warnemünde und an der Rostocker Küste geprägt durch Winterstürme im Januar und Februar, außergewöhnliche Trockenheit und rekordviele Sonnenstunden im März, einzelne extreme Hitzetage im Sommer und immerhin eine markante Kälteperiode im Dezember.
Das Wetterjahr 2022 in Warnemünde: Von Winterstürmen und Rekordhitze
Nach Auswertung aller Stationsdaten von Warnemünde ergab sich für das Ostseebad eine Jahresmitteltemperatur von 10,69°C. Damit ist 2022 seit 2014 das 9. Jahr in Folge, welches überdurchschnittlich auch gegenüber dem neueren 30-Jahres-Mittel von 1991-2020 (+1,0 K) abschließt und reiht sich in Warnemünde auf Platz 3 der wärmsten Jahre seit Aufzeichnungsbeginn ein. 2020 (11,01°C) und 2019 (10,84°C) führen die Liste an.
Der Monat mit der höchsten Durchschnittstemperatur war der August mit 20,1°C (+3,4 K ggü 1961-1990). Der Oktober war mit 13,3°C der wärmste seiner Art in der Warnemünder Messreihe. Der kälteste Monat in 2022 kam zum Schluss. Es war der Dezember mit 2,1°C im Mittel. Er „rettete“ mit 6 Eistagen und 14 Frosttagen die bis dahin miserable Winterbilanz des Jahres, denn Januar und Februar brachten nahezu gar nichts in Sachen Kälte und Schnee zustande.
April, September und Dezember endeten unterdurchschnittlich gegenüber dem Klimamittel von 1991 bis 2020. Zieht man jedoch die alte Norm von 1961 bis 1990 heran, so waren alle Monate zu mild/warm.
Der Juli als zweiter meteorologischer Sommermonat brachte am 20. die höchste Lufttemperatur des Jahres mit 38,4°C. Damit wurde ein deutlicher neuer Allzeit-Hitzerekord für Warnemünde aufgestellt! Dieser stammte vom 09.08.1992 und betrug 36,9°C. Der Tag war der absolute Wahnsinn inklusive tropischem Feeling am Strand.
Ein weiterer Schwerhitzetag war der 4. August 2022 mit bis zu 36.3°C. Generell war der Sommer 2022 durch kurze aber extreme Hitzeeinschübe, nicht jedoch durch anhaltende Schönwetterperioden mit sommerlicher Luft gekennzeichnet. Erst im August verwöhnte eine stabile warme bis heiße Hochsommerphase Einheimische und Urlauber. Dies ist beispielsweise der größte Unterschied zum Rekordsommer 2018, welcher zwar keine neuen Absolut-Temperaturrekorde brachte, durchschnittlich aber durch andauernde und nach kurzen Unterbrechungen wiederkehrende moderate Hitzewellen zu charakterisieren ist. Der Sommer 2022 war dennoch ein „Großer“ und erneut weit entfernt davon, was früher ein normaler wechselhafter und kühler Ostsee-Sommer sein konnte.
Im September machte es den Anschein, als geht es vom Sommer direkt in den „Vollherbst“. So wurden vom 10.09. an lange Zeit keine 20°C mehr gemessen und es schien als bliebe der 09.09. der sehr frühe letzte warme Tag des Jahres. Doch Mitte und Ende Oktober folgten schließlich spät doch noch weitere 20°C-Tage.
Insgesamt ist ein trockenes Jahr zu bilanzieren
Häufiger Hochdruckeinfluss sorgte insbesondere im Frühjahr für sehr viel Sonnenschein und ließ nur wenig Niederschlag zu. Der März ging mit 0,7 l/m² als trockenster seit Beginn der Niederschlagsaufzeichnung (1901) in Warnemünde in die Geschichtsbücher ein und brachte außerdem noch so viele Sonnenstunden wie nie zuvor.
Insgesamt ist ein trockenes Jahr zu bilanzieren. 500,2 l/m² summierten sich zwischen 01.01. und 31.12.2022. Das Klimamittel von 1961-1990 mit 589 l/m² (85 %) sowie 1991-2020 mit 616 l/m² (81 %) ist recht deutlich verfehlt worden.
Die höchste Tagesmenge fiel am 17. September mit 33,2 l/m². Weiter östlich zwischen Graal-Müritz und Rövershagen gab es an diesem Tag unwetterartige Regenfälle mit lokal über 100 l/m² und Überschwemmungen. Der September war mit rund 105 l/m² auch der nasseste Monat des Jahres. Ebenfalls erwähnenswert ist der Februar, welcher mit 83,3 l/m² daherkam und nur minimal hinter 2020 (83,8 l/m²) einen neuen Rekord für den niederschlagsreichsten Februar-Monat verpasste.
Nach einem sehr milden Auftakt in den November (17,6°C am 01.11.) rieselten am 19.11. die ersten Schneeflocken der Wintersaison 2022/23 vom Himmel, zwei Tage später war am Morgen des 21. November die erste Schneedecke zu verzeichnen.
Die winterlichste Phase ereignete sich dann wie erwähnt im Dezember. 9 der insgesamt 10 Tage mit Schneedecke entfielen auf den letzten Monat des Jahres. Die größte Schneehöhe betrug allerdings lediglich 2 cm im Zeitraum vom 16. bis 19.12. Dennoch war für winterliches Flair in der Adventszeit gesorgt. Am 19. Dezember brachte eine vorübergehende Glatteisregenlage dann den Wetterumschwung und das Weihnachtsfest sowie der Jahresausklang verliefen mild und nass. Am Silvestertag wurde sogar eine Höchsttemperatur von 15,0°C gemessen. Nur am 24.12.1977 war es bezogen auf Dezember noch milder (15,5°C). Das neue Jahr 2023 wurde bei 14,6°C um Mitternacht begrüßt. Die Statistik weist ihn eindeutig als den wärmsten Jahreswechsel seit Bestehen der Wetterwarte in Warnemünde aus.
Sonne und Wind in Warnemünde
Die Sonne zeigte sich im abgelaufenen Jahr rund 2158 Stunden und damit außergewöhnlich viel. Es ist das zweitsonnigste Jahr seit 1947 und hinter 2018 (2187 h). Das 30-Jahresmittel von 1991-2020 weist etwa 1812 Sonnenstunden für Warnemünde aus, die Referenzperiode 1961-1990 lag in einer trüben Ära und bringt es auf 1687 h. Insgesamt zeigte sich die Sonne im Jahr 2021 an exakt 304 Tagen.
Die Analyse der Winddaten zeigt, dass 2022 ein sehr durchschnittliches Jahr war. Im Mittel wehte der Wind mit 4,8 m/s (= 17,3 km/h / BFT 3). 3 markante Sturmereignisse prägten den Jahresanfang. Am 20. Januar verursachten Sturmböen bis 100 km/h (BFT 10) und auf Nord drehende Winde im Zusammenspiel mit dem Badewanneneffekt eine leichte Sturmflut. Am 29./30. Januar fegte Orkantief NADIA mit Spitzenböen von 111 km/h über Warnemünde hinweg und sorgte für einen Sandsturm und viel Flugsand an der Westmole.
Am 18./19. Februar folgte schließlich noch Orkantief ZEYNEP, welcher in Warnemünde überwiegend ablandigen W/SW-Sturm erzeugte und max. 99 km/h aufs Tacho brachte. Im Kurpark stürzte eine große Eiche um.
Erwähnenswert ist auch noch der sehr späte Frühjahrssturm vom 27. Mai. An diesem Tag ging ein Graupelschauer sogar mit einer schweren Sturmböe von 93 km/h einher. Es war zusammen mit dem 22.05.1991 (ebenfalls 26,0 m/s = 93 km/h) die zweithöchste Windspitze im Mai seit Datenerfassung in Warnemünde.
Die zweite Jahreshälfte blieb komplett ohne Sturmereignis, was sehr ungewöhnlich ist. Vom 15. Juni bis 31. Dezember lag das Maximum der Windgeschwindigkeit bei gerade einmal 70 km/h (BFT 8). Das ist für echte Warnemünder höchstens eine frische Brise und auch so noch nie vorgekommen in der Wind-Messreihe ab 1967.
Wetter-Highlights des Jahres 2022
Die Highlights, beziehungsweise am meisten aufsehenerregenden Ereignisse in 2022 waren aus meteorologisch/klimatologischer Sicht die Stürme im Januar, Februar sowie im Mai, der rekordtrockene und rekordsonnige März, die zwei extremen Hitzetage am 4. August und natürlich vor allem am 20. Juli mit den alles überragenden 38,4°C und die winterliche Periode im Dezember. Große Unwetter sind in 2022 (zum Glück) ausgeblieben.
Ach ja.. last, but not least.. Ein Kuriosum, welches diesen Jahresrückblick in Textform abschließen soll und fast unbemerkt blieb, zumindest wenn die Medien es nicht aufgegriffen hätten, war die Luftdruckschwankung am 15. Januar, welche durch mehrere Druckwellen infolge eines Vulkanausbruchs im Südpazifik-Inselstaat Tonga ausgelöst wurden. Die Druckwelle hat bis nach Warnemünde fast 17.000 km (circa 15 Stunden „Reisezeit“) zurückgelegt und war dennoch eindeutig anhand der vom Barometer aufgezeichneten Daten erkennbar. Erst kam es zu einem Druckanstieg (von 1.024,3 auf 1.024,9 hPa), dann folgte ein deutlicher Rückgang (bis auf 1.023,2 hPa) und anschließend ein Zurückpendeln auf das vorherige Niveau.
Ein Beitrag von Jonas Mauersberger