Rostock 1990: „Früher war alles anders“

Fast auf den Tag genau 30 Jahre alte Schwarz-Weiß-Fotos stellt der Rostocker Fotograf Frank Hormann vom 30. September bis 15. Oktober 2020 in der Rostocker Rathaushalle aus. „Deutschland ist Eins in der Nacht des 3. Oktober um 0 Uhr – auch in Rostock. In den frühen Morgenstunden stehe ich, zusammen mit dem Journalisten und Freund Hans Bentzin, in der Notaufnahme des Rostocker Südstadtkrankenhauses. Uns kommt ein Mann mit verbundenem Kopf entgegen, er lacht in meine Kamera. Meine ersten Gedanken: `Willkommen in der Bundesrepublik´.“

Rostock 1990: Früher war alles anders
Rostock 1990: Früher war alles anders. Foto: Frank Hormann

Frank Hormann wurde 1960 in Rostock geboren. Nach einer Ausbildung zum Fotografen bei Foto Arppe in Rostock und an der Berufsschule in Caputh war er im Dienstleistungskombinat Rostock und im Ostsee-Druck Rostock beschäftigt. Nach drei jahren als Bildreporter bei der Tageszeitung „Der Demokrat“ gründete Frank Hormann 1991 gemeinsam mit Thomas Häntzschel die „fotoagentur nordlicht” und arbeitet seitdem als freiberuflicher Fotograf für regionale und überregionale Medien.

„Als Bildreporter der Christlich Demokratischen Union Deutschlands fotografierte ich ab 1990 für die Rostocker Tageszeitung „Demokrat“. Mein Arbeitsweg führt mich jeden Tag durch die Kröpeliner Straße zur Redaktion. Die Kleinbildkamera stets dabei, sehe ich Begebenheiten, Vorfälle und vor allem Menschen. Unpolitisch schaue ich durch den Sucher meiner Kamera (1990 als junger Unionsfreund), unbeeinflusst dokumentiere ich auf Negativfilm in schwarz-weiß. 30 Jahre später werden die Filme nun nochmals mit der Lupe gesichtet – sehr schöne Bilder. Bananen vor der Währungsunion, die Wettfahrt eines neuen Mercedes Müllfahrzeugs auf der Hamburger Straße mit dramatischem Ende und sehr viel vom neuen Westgeld. Es war viel los in der Stadt. Sonderbare Situationen sind zu sehen; Ich halte es fest, das für andere fast Unsichtbare: z.B. die Reinigungskraft im Haus der Staatssicherheit hinter dem Zeichen von Hammer und Sichel.“

Seine Arbeit als Fotograf ist mehr als nur ein Job: „Ich liebe diese Art der Fotografie, ohne Einflussname auf das Geschehen: Gesehen und fotografiert! Niemals habe ich dabei in die Situation eingegriffen oder sie anderweitig beeinflusst. Heute sind die Fotografien im Jahr 30 der Deutschen Einheit Dokumente der Zeitgeschichte geworden, nicht Dokumente im herkömmlichen Sinn, eher zufällige Ausschnitte der Rostocker Geschichte. Das ist schon `Kunst und kann niemals weg´.“

Neben der digitalen Fotografie ist Frank Hormann auch heute noch immer mit der analogen Kamera durch Rostock unterwegs. „Ich fotografiere bis heute in Rostock, gemeinsam mit Thomas Häntzschel in der fotoagentur nordlicht. Meine Bildsprache ist bis heute unverändert. Was früher anders war? Die Zeit, die Macht, die Menschen, auch die Autos und der Geruch. Ich mochte die Zeit vor dem Jahr 1990, ich mag die jetzige Zeit, aber auch sie wird sich wieder ändern. Zum Schluss sei noch anzumerken, dass ich bis heute noch mit Film arbeite, in Rostock, so bleibt etwas für die Ewigkeit erhalten.“

Die Ausstellung kann montags bis freitags in der Zeit von 8 bis 18 Uhr in der Rathaushalle, Neuer Markt 1, besucht werden. Der Eintritt ist frei.

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